ILS-MIN-fiktiv - Integrierte Leitstelle Mindenhaven
Eine fiktive Rettungsleitstelle stellt sich vor

Telenotarzt-Zentrale

Die Telenotarzt-Zentrale der Region Mindenhaven:



Bereits seit 2012 betreibt die Feuerwehr Mindenhaven in der Integrierten Leitstelle der Region eine Telenotarzt-Zentrale. Der Telenotarztdienst steht den Rettungskräften vor Ort (beim Patienten) für die telemedizinische Konsultation zur Verfügung.

Unterstützung erhält der jeweils diensthabende Telenotarzt (TNA) seit Anfang 2022 vom Transport- und Aufnahme-Koordinator (TAK).

Die Telenotarzt-Zentrale in der ILS der Region Mindenhaven ist für folgende Leitstellenbereiche zuständig:
- Region Mindenhaven
- Landkreis Nordseehausen
- Landkreis Goldstedt

Um die Aufgaben des Telenotarztes und des Transport- und Aufnahme-Koordinators entsprechend den Anforderungsprofilen erfüllen zu können, ist die Telenotarzt-Zentrale über eine digitale Echtzeit-Datenverbindung mit den Kliniken im Leitstellenbereich Mindenhaven verbunden und kann dadurch unmittelbar nachvollziehen, ob und in welchem Umfang die jeweiligen Notaufnahmen und weitere Klinikfunktionen ausgelastet sind. Dadurch kann frühzeitig das bestgeeignete Zielkrankenhaus ausgewählt und angesteuert werden.



Aufgaben und Anforderungen an den Telenotarzt (TNA):

Der Telenotarzt ist laut Projektanforderung ausgebildeter Facharzt für Anästhesiologie mit entsprechender Berufserfahrung, verfügt über die Qualifikation als Notfallmediziner mit mindestens 2-jähriger Erfahrung im Notarzt-Dienst. Er ist in den aktuellen Trauma-guidelines geschult (mit Nachweis) und hat eine Einweisung in die Telemedizin-Technik erhalten. Eine Qualifikation als LNA (Leitender Notarzt) ist vorteilhaft, aber nicht zwingend erforderlich.

Die Telenotarzt-Zentrale befindet sich in der Integrierten Rettungsleitstelle der Region Mindenhaven. Von hier aus erfüllt der Telenotarzt mehrere primäre oder sekundäre Aufgaben (je nach vorliegendem Einsatzszenario):

1. Primärer Notfall-Einsatz eines RTW ohne Notarzt:
Bei den meisten Einsätzen eines Rettungswagens im Regel-Rettungsdienst handelt es sich um Notfall-Einsätze ohne hinzugerufenen Notarzt. 
Die RTW-Besatzung kontaktiert nach erfolgter Anamnese und Erstversorgung den Telenotarzt zur Beratung oder Freigabe einer definierten Standart-Therapie gemäß bestehender Verfahrensanweisungen (VAW), die zum Beispiel eine Medikamenten-Applikation umfasst. Kommen die RTW-Besatzung und der Telenotarzt gemeinsam zu der Auffassung, daß ein Notarzt vor Ort benötigt wird, so wird dieser umgehend nachgefordert.

2. Primärer Notfall-Einsatz eines RTW mit Notarzt (Überbrückung bis Eintreffen):
In einigen Fällen kann es am Einsatzort angeraten sein bereits frühzeitig einen Telenotarzt einzubeziehen, zum Beispiel wenn der bodengebundene Notarzt noch nicht am Einsatzort eingetroffen ist.
Die RTW-Besatzung kontaktiert nach erfolgter Anamnese und Erstversorgung den Telenotarzt, da sich das Eintreffen des hinzugerufenen Notarztes verzögert (zum Beispiel durch unterschiedliche oder längere Anfahrtswege) oder dieser primär nicht verfügbar ist.
Der Telenotarzt kann dann bis zum Eintreffen des Notarztes am Einsatzort
zur Beratung oder Freigabe einer definierten Standart-Therapie gemäß bestehender Verfahrensanweisungen (VAW), die zum Beispiel eine Medikamenten-Applikation umfasst überbrückend Hilfe leisten und dadurch eine frühzeitige und adäquate präklinische Versorgung gewährleisten.

3. Primärer Notfall-Einsatz eines RTW mit Notarzt (Beratung und Unterstützung des Notarztes):
Auch wenn bei einem Einsatz bereits ein Notarzt vor Ort ist, kann die Konsultation des Telenotarztes vorteilhaft sein, um die bestmögliche präklinische Versorgung und das am besten geeignete Zielkrankenhaus zu bestimmen.
Der Notarzt vor Ort kontaktiert nach erfolgter Anamnese und Erstversorgung konsiliarisch den Telenotarzt. In diesem Fall berät der Telenotarzt den Notarzt am Einsatzort zum Beispiel hinsichtlich EKG-Diagnostik, Therapieentscheidungen, Differentialdiagnostik, Kontakt und Voranmeldung zum bestgeeigneten Aufnahmekrankenhaus.

Beratung der Integrierten Leitstelle:
Der Telenotarzt berät und unterstützt die Leitstellendisponenten in allen medizinischen Fragen und Belangen des Regel-Rettungsdienstes im Tagesgeschäft.

Medizinische Koordination von Sekundärtransporten:
Der Telenotarzt übernimmt bzw. überwacht die Koordination von Sekundären Patiententransporten. Alle angemeldeten Sekundärtransporte, die eine Anfrage an einen begleitenden Notarzt beinhalten, werden durch den Telenotarzt gesichtet und geprüft. Standardmäßig erfolgt hierbei ein Arzt-zu-Arzt-Gespräch mit dem behandelnden Arzt der abgebenden Klinik.
Der Telenotarzt entscheidet im Anschluss daran endgültig, mit welchem Transportmittel ein Sekundärtransport durchgeführt wird und ob eine Begleitung durch einen Arzt erforderlich ist. Neben reinen RTW-Verlegungen und Notarzt-begleiteten Intensivverlegungen können Patienten, die die Kriterien für eine Telemedizinische Transportbegleitung (nach TNA-Kriterienkatalog für Sekundärtransporte) erfüllen, mit einem Regel-RTW unter zusätzlichem Monitoring durch den Telenotarzt transportiert werden.

Die in diesem Zusammenhang genannten Abläufe und Verfahrensanweisungen entsprechen größtenteils den in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik der RWTH Aachen entwickelten Richtlinien für die Telemedizinische Versorgung, deren Telenotarzt-System in Mindenhaven bereits seit 2012 als fester Bestandteil des Regel-Rettungsdienstes implementiert ist. Sie sind für den Bedarf im Leitstellenbereich der Integrierten Leitstelle der Region Mindenhaven in Teilen angepasst und erweitert worden.